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MedienmitteilungVeröffentlicht am 17. November 2025

Lehrbetriebe investieren in ihren Nachwuchs

Bern, 17.11.2025 — Die aktuelle Erhebung zu Kosten und Nutzen der beruflichen Grundbildung zeigt: Bei über 70 Prozent der Lehrverhältnisse ergibt sich ein Nettonutzen für den ausbildenden Betrieb. Im Ausbildungsjahr 2022/23 lag dieser im Schnitt bei rund 4500 Franken pro Lehrjahr und Lehrverhältnis. Bei knapp 30 Prozent der Lehrverhältnisse waren die Kosten für die Ausbildung höher als der produktive Nutzen während der beruflichen Grundbildung. Die Lehrbetriebe haben jedoch später tiefere Einarbeitungs- und Rekrutierungskosten. Ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis ist entscheidend für das langfristige Engagement der Unternehmen in der Berufsbildung und die Sicherstellung des Lehrstellenangebots.

Die berufliche Grundbildung in der Schweiz basiert wesentlich auf der Bereitschaft der Betriebe, junge Menschen und Erwachsene in einem Lehrberuf auszubilden. Jugendliche profitieren dadurch von einem breiten Angebot an Lehrstellen, von einer arbeitsmarktnahen Ausbildung und haben Zugang zu weiterführenden Bildungsangeboten. Ein wichtiger Faktor für die Bereitschaft der Unternehmen ist, dass sich die Ausbildung aus Sicht der Betriebe lohnt. Um ein aktuelles Bild der betrieblichen Kosten, des Nutzens und der damit verbundenen Faktoren zu erhalten, hat das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) einem Forschungsteam um Professor Dr. Jürg Schweri von der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung EHB die fünfte Kosten-Nutzen-Erhebung der beruflichen Grundbildung aus Sicht der Betriebe in Auftrag gegeben.

Ausbildung lohnt sich für die Mehrheit der Betriebe

Die Ergebnisse der fünften Erhebung zeigen: Die Ausbildung von Lernenden lohnt sich für die Mehrheit der Betriebe. Im Durchschnitt beträgt der Nettonutzen pro Lehrjahr gut 4500 Franken. Über 70 Prozent der Lehrverhältnisse ergeben einen Nettonutzen für den ausbildenden Betrieb. Der Nettonutzen ergibt sich aus den produktiven Leistungen der Lernenden abzüglich der Ausbildungskosten. Bei knapp 30 Prozent der Lehrverhältnisse waren die Kosten für die Ausbildung höher als der produktive Nutzen während der beruflichen Grundbildung. Die Lehrbetriebe haben jedoch später tiefere Einarbeitungs- und Rekrutierungskosten. 80 Prozent der Betriebe sind mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis eher oder sehr zufrieden.

Die Resultate sind weitgehend stabil im Vergleich zur letzten Erhebung 2016/17. Für zweijährige EBA-Lehren liegt der durchschnittliche Nettonutzen bei 9630 Franken, für dreijährige EFZ-Lehren bei 13 940 Franken. Bei vierjährigen EFZ-Lehren beträgt er 17 510 Franken – ein signifikanter Anstieg gegenüber 2016/17, unter anderem aufgrund verlängerter Ausbildungsdauern in einzelnen Berufen. Die lehrbegleitende Berufsmaturität reduziert den Nettonutzen um rund 3000 Franken, dieser bleibt jedoch positiv.

Mehr als 60 Prozent der Lehrbetriebe bieten eine befriedigende bis gute Ausbildungsqualität, ein Viertel sogar eine hervorragende. 15 Prozent bewerten ihre Ausbildungsqualität in allen Dimensionen als unterdurchschnittlich. Als wichtigstes Motiv für die Ausbildung nennen die Betriebe die gesellschaftliche Verantwortung. Gleichzeitig gewinnen ökonomische Gründe an Bedeutung: Immer mehr Betriebe wollen Fachkräfte für den eigenen Bedarf sichern – ein Effekt des zunehmenden Fachkräftemangels.

Die Betriebe bewerten zudem die Bildungspläne als passend: Im Schnitt gelten 82 Prozent der Inhalte als relevant für den eigenen Betrieb. 19 Prozent der Betriebe vermitteln zusätzlich Qualifikationen, die nicht im Bildungsplan enthalten sind.

Kosten-Nutzen-Studien sind relevante Grundlage

Die Beteiligung der Unternehmen an der Berufsbildung ist freiwillig. Übermässige Regulierungen und Auflagen können dieses Engagement mindern. Zudem hängt die Ausbildungsbereitschaft davon ab, ob Betriebe geeignete Lernende finden und ob ihre Spezialisierung eine Ausbildung zulässt.

Daten zu Kosten und Nutzen der beruflichen Grundbildung unterstützen Betriebe bei strategischen Entscheidungen. Sie liefern auch Politik, Forschung und Verbundpartnern wertvolle Einblicke in die Ausbildungspraxis und zeigen, wie sich Veränderungen auf die Lehrbetriebe auswirken.

Kosten-Nutzen-Erhebungen helfen, die Ausbildungsmotive der Betriebe zu verstehen und in politische Entscheidungen einzubeziehen. Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt achten bei Reformen darauf, dass sich einerseits die Ausbildung für Betriebe auch künftig lohnt und andererseits die Lernenden eine qualitativ gute Ausbildung erhalten.

Die Erhebung basiert auf Angaben von 6686 Ausbildungsbetrieben und 3655 Nichtausbildungsbetrieben. Die Rücklaufquoten lagen bei 39 Prozent (ausbildende Betriebe) und 31 Prozent (nichtausbildende Betriebe).

Weitere Informationen

Kontakt für weitere Informationen

Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung EHB
Prof. Dr. Jürg Schweri
+41 58 458 27 82
juerg.schweri@ehb.swiss